Stellungnahme der Fanszenen Deutschlands zur Verteilung der TV-Gelder
Im Frühling sahen sich die Fußballvereine der ersten beiden Ligen ob
wirtschaftlicher Zwänge in der Not, den Spielbetrieb schnellstmöglich wieder
aufzunehmen. Die zügige Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber den
TV-Sendern wurde als einzige Möglichkeit ins Feld geführt, um einen
wirtschaftlichen Kollaps des Systems Profifußball in Deutschland zu
verhindern.
Um hierfür während noch unklarer Pandemielage für Verständnis zu werben,
zeigten sich Vereine und Verbände selbstkritisch. Es gebe Fehlentwicklungen,
man könne nicht so weitermachen, es brauche neue Rahmenbedingungen für den
Fußball.
Dann rollte der Ball wieder, die Saison ging zu Ende, die nächste Spielzeit
begann. Reformen? Fehlanzeige! Wenigstens ein Grundsatzbeschluss, der den
Willen zur Veränderung bekundet? Fehlanzeige!
Stattdessen Schweigen im Walde bei den großen Protagonisten des „Re-Start“.
Nun steht die Entscheidung über die künftige Verteilung der Einnahmen aus
der nationalen und internationalen TV-Vermarktung bevor. Hier hören wir nun
endlich einige reformwillige Stimmen aus dem Ligaestablishment. Diese
Stimmen sind auch verdammt wichtig. Doch noch bleiben die Forderungen hinter
den bekannten Erwartungen vieler Fans, wie dem detaillierten Konzept von
„Zukunft Profifußball“, zurück. Die Neuverteilung der TV-Gelder ist
gleichzeitig ein Test, ob die Worte im Frühjahr die erwartete Nebelkerze
oder doch ehrlich gemeint waren. Eine deutlich gleichmäßigere Verteilung der
TV-Gelder kann nicht alle Fehlentwicklungen der letzten 30 Jahre rückgängig
machen, aber sie ist ein erster Schritt in Richtung substanzieller
Veränderungen. Weitere Reformen zur Förderung eines ausgeglicheneren
Wettbewerbs, aber auch eines nachhaltigen Wirtschaftens müssen folgen.
Der Ball befindet sich nach wie vor bei den Funktionären der Vereine und
Verbände. Wenn der Fußball als gesamtgesellschaftliches Ereignis eine
Perspektive haben soll, tun diese gut daran, die Vorschläge aus den Kurven
endlich ernst zu nehmen und als Auftrag zu begreifen.
Fanszenen Deutschlands