Vereine & Verbände: Den Ankündigungen Taten folgen lassen!
Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir dem Präsidium des VfB Stuttgart 1893 e.V. sowie den weiteren Verantwortlichen der ausgegliederten Fußball-AG kurz vor dem Restart der Saison 2019 / 2020 einen offenen Fragenkatalog zukommen lassen. Inhaltlich drehte sich dieser größtenteils um die Vorgehensweise, Risiken und Einschätzungen des Neustarts der Ligen und war mit der Bitte der öffentlichen Beantwortung verbunden. Während ein Teil der dort formulierten Fragen in den letzten Monaten beantwortet werden konnten, stehen weitere wesentliche Antworten aus unserer Sicht immer noch aus. Antworten, die der Fußball großspurig angekündigt hatte zu liefern.
In wie weit dies beispielsweise beim VfB Stuttgart mit der seit Monaten unklaren Situation um eine neue Vereinsführung und verschiedener anderer Positionen zu tun hat, ist von außen nur schwer zu bewerten. Daher sind diese Zeilen auch nicht im Grundsatz als pauschale Kritik an den betreffenden Personen in Verein und AG zu verstehen. Vielmehr erhoffen wir uns spätestens nach den nun anstehenden Wahlen ab Mitte Juli klare und deutliche Bekenntnisse zur Sichtweise und Haltung der handelnden Personen, zur Entwicklung des Profifußballs in Deutschland und seiner Vielzahl von ungelösten Problemen.
Auch wenn der VfB Stuttgart sportlich und finanziell, trotz einer starken Saison als Aufsteiger, für die man Mannschaft und Team schon jetzt nur beglückwünschen kann, nicht mehr zu den führenden „Big-Playern“ der ersten Bundesliga gehört, gilt es dringender denn je auch in seiner Position Stellung zu beziehen.
Nicht nur für uns hat es eine große Bedeutung, wie sich die Spitzen des e.V. und der AG die Zukunft des Fußballs vorstellen und welche Rolle der VfB hierbei einnehmen soll.
Ein weiteres Aussitzen wäre in jedem Fall der falsche Weg. Entsprechend muss an dieser Stelle eingestanden werden, dass die relevanten und spätestens nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie für jeden sichtbaren Problematiken des Sports trotz diverser Ankündigungen in den vergangenen 14 Monaten weder im Großen noch im Kleinen wirklich spürbare Veränderungen erfahren haben. Diesen Vorwurf müssen sich folgerichtig in diesem Zusammenhang nicht nur die Verbände, sondern und vor allem explizit die dort vertretenen Vereine gefallen lassen. Daher appellieren wir ein weiteres Mal an die Verantwortlichen die Situation endlich anzunehmen, sich den neuralgischen Punkten und Fragen zu stellen, ehrliche Antworten zu liefern und so die ersten sichtbaren Schritte für die unabdingbaren und spürbaren Neuerungen im Fußball – und somit auch rund um den VfB Stuttgart – zu gehen.
In diesem Zusammenhang ergeben sich für uns dazu passend erneut ein Auszug verschiedener Fragen, die gleichzeitig aber auch als Gedankenanstoß verstanden werden dürfen.
Bekenntnisse zu Veränderungen und Reformen innerhalb des Fußballs durch Vereine und Verbände:
Was ist aus den großen Ankündigungen zu Beginn der Pandemie geworden, den Fußball nachhaltig verändern zu wollen? Waren dies schlussendlich doch nur leere Worthülsen, um Fans und Mitglieder in der ersten Phase des Neustarts zu besänftigen, als diesem dem Restart sehr negativ gegenüberstanden oder soll hier doch noch merklich gehandelt werden? Wenn ja, wie weit soll die Zeitspanne hierfür noch gedehnt werden? Es wäre in jedem Fall die falsche Einschätzung, darauf zu hoffen, dass mit einer möglichen Rückkehr der Fans in der neuen Saison, die Forderungen abebben oder durch die dadurch zurückgewonnene Normalität überlagert werden könnten.
Inwieweit wäre im Fall der Fälle neben nachhaltigen Änderungen innerhalb der gesamten Liga auch mit direkten Veränderungen rund um den VfB Stuttgart und seiner AG zu rechnen? Und wie könnten diese aussehen? Für viele Fans wäre es wichtig zu erkennen, in welchem Umfang und in welcher Art und Weise der eigene Verein den Problemen entgegentreten möchte.
Mögliche Aufweichung der 50 + 1 – Regel:
Könnten wir VfB-Fans beispielsweise damit rechnen, dieses Thematik über das aktuell bekannte Maß und die dazugehörigen Aussagen in einer veränderten Satzung zu verankern und somit für ein klares und sichtbares Zeichen gegen eine weitere Aufweichung der Regelung einzustehen?
Hierzu wäre ebenso interessant, wie der VfB zu der von einigen Fußballfunktionären in den Raum geworfenen Hypothese steht, die „Corona-Einbußen“ der Ligen können lediglich durch Aufweichung der 50+1 Regel ausgeglichen werden?
Erlebnis Stadion sowie Fans & Mitglieder:
Während den Geisterspielen der letzten anderthalb Jahre wurde mantraartig beteuert, wie immens wichtig doch Stadionbesucher seien. Wie möchte sich der VfB zukünftig für diese Fans einsetzen, nachdem bereits vor Corona der Hauptfokus deutlich in Richtung der TV-Zuschauer ausgerichtet worden war?
Soll dem Stadionzuschauer nun eine größere Wichtigkeit zugeschrieben werden und dabei deren Interessen, die in den vergangenen Jahren immer wieder zurückgestellt wurden, nun mehr Beachtung finden? Beispiele liegen mit der dringend benötigten Anpassung von zu hohen Ticketpreisen oder dem seit Jahren schwelenden Konflikt um ständig veränderte Anstoßzeiten auf der Hand.
Und schlussendlich, welche Lehren und Konsequenzen zieht ganz speziell der VfB Stuttgart aus der Coronazeit in Bezug auf die Punkte des Kontakts zu seinen Fans (Fanclubs/Gruppen/Mitglieder), seiner gesellschaftlichen Verantwortung und der nachhaltigen Verträglichkeit von Entscheidungen?
Wie bereits angeschnitten ist uns bewusst, dass die geforderten fundamentalen Veränderungen innerhalb und durch den VfB Stuttgart nur durch eine intakte und inhaltlich auf ähnlicher Wellenlänge liegende Vereins- und AG-Führung umgesetzt werden können. Und ja, hierbei wird und muss es untereinander Reibungspunkte geben, die gemeinsam mit allen Beteiligten bestmöglich ausdiskutiert werden müssen. Bekanntlich liegen die Sichtweisen eines über allem stehenden sportlichen Erfolges und den damit verbundenen finanziellen Mitteln und Erlöse auf der einen und einem Fußball für die breite Masse mit Werten und Tradition auf der anderen Seite oftmals weit auseinander. Und trotzdem muss der Fußball endlich diese, wenn auch schweren, Diskussionen offen angehen. Nur dann hat der Sport eine reelle Chance, sich genügend von dem zu bewahren, was ihn groß gemacht hat. Verwirkt er diese Möglichkeit final, sind die Auswüchse der Kommerzialisierung nicht mehr aufzuhalten. Dann wird die Zukunft des Sports irgendwo zwischen blutleeren Stadien, Wettbewerben wie der Super-League und dem weiteren Einstieg von Investoren über die 50+1–Regel hinaus liegen. Wer dies nicht möchte, muss jetzt aktiv werden – auch beim VfB Stuttgart und somit den Ankündigungen endlich Taten folgen lassen!
Der Fußball braucht Veränderung!
Ultras Schwabensturm Stuttgart 2002