Ist alles Gold was glänzt?
Seit vergangenem Sonntag liegt die erste Zweitligasaison seit 40 Jahren hinter dem VfB. Mit dem Sieg gegen Würzburg wurde der direkte Wiederaufstieg perfekt gemacht. Das große Ziel, nach nur einem Jahr in der zweiten Liga wieder erstklassig zu spielen, konnte damit erreicht werden.
Am kommenden Donnerstag steht die außerordentliche Mitgliederversammlung an, bei der es um die Pläne der Vereinsführung gehen wird, die Profiabteilung des VfB Stuttgart 1893 e.V. auszugliedern. Daher wollen wir die Möglichkeit nutzen, um uns vor dem 01.06. zu Wort zu melden.
Ein Rückblick.
Im Oktober 2015 startete der Verein den Prozess der „Vereinsentwicklung“. Dieser „ergebnisoffene“ Prozess sollte sicherstellen, dass alle Vereinsmitglieder in die Diskussionen rund um die Zukunft unseres Vereins einbezogen werden.
In den kommenden Wochen und Monaten wurden auf elf Regionalkonferenzen die Pläne der Vorstandschaft zur geplanten Ausgliederung vorgestellt und teils emotional, teils tiefgründig diskutiert. Dass sich die Verantwortlichen des Vereins schon zu diesem Zeitpunkt auf die Ausgliederung der Profiabteilung in Form einer AG als die aus ihrer Sicht beste und einzige Lösung festgelegt hatten, brachte schon damals immer wieder die Frage auf, in welcher Form der ganze Prozess der Vereinsentwicklung denn wirklich als ergebnisoffen bezeichnet werden konnte. Selbstverständlich war nachzuvollziehen, dass der Verein einen Vorschlag gestalten musste. Diesen dann aber in einem als ergebnisoffenen Prozess beworbenen Vorgang als einzige Möglichkeit und Lösung zu präsentieren, stellt bis heute den gesamtem Ablauf der „Vereinsentwicklung“ in Frage. Schon damals wäre ein weitaus transparenterer Umgang mit der Thematik wünschenswert gewesen. Zudem hätte etwas mehr Fingerspitzengefühl der Vereinsführung dafür gesorgt, dass sich wirklich eine große Mehrheit der Mitglieder mitgenommen gefühlt hätte. Eine Situation, die sich bis heute nicht wirklich verbessert hat: Zu viel bleibt vage, zu viel bleibt ohne festen Beweis.
Gleichzeitig, und das wollen und werden wir nicht verschweigen, halten wir die grundsätzliche Idee und das Ziel, alle Mitglieder bei Entscheidungen dieser Tragweite einzubeziehen für richtig und wichtig. Es wäre daher auch unangebracht, den eigentlichen Ansatz dahinter schlecht zu reden. Die große Beteiligung an den diversen Veranstaltungen zeigte, dass sich die Mitglieder wirklich aktiv in die Entwicklung einbringen und durch ihre Sicht der Dinge die Zukunft des Vereins mitgestalten wollten. Eine Tatsache, die wenige Monate später leider nichts mehr wert sein sollte.
Bei der Zukunftswerkstatt im Februar 2016 wurden insgesamt 360 Handlungsempfehlungen erarbeitet, die Wünsche und Anregungen der Mitgliedschaft beinhalteten. Dabei wurde deutlich, dass der Mitgliedschaft u.a. Mitbestimmung, Transparenz und ein dauerhafter Austausch zwischen Mitgliedern und Verein wichtig waren und sind. Ebenso wurde deutlich, dass diese Wünsche in jedem Fall und nicht nur bei einer Ausgliederung im Verein verankert werden sollten.
Der weitere Verlauf der letzten Saison ist bekannt. Die Mannschaft schaffte es schlussendlich, aus einer sehr guten Ausgangsposition tatsächlich abzusteigen. Und während die Vereinsführung im Abstiegskampf wieder einmal eine mehr als unglückliche Figur machte, wurde das Vorhaben der Ausgliederung spätestens mit den Rücktritten von Sportdirektor Dutt und Präsident Wahler nach dem Spiel in Wolfsburg zu den Akten gelegt. Von der eigentlich geplanten Abstimmung im Sommer 2016 wurde Abstand genommen.
Springen wir zum 09.10.2016 und damit zur Mitgliederversammlung des letzten Jahres. Mit 57,2% wird Wolfgang Dietrich zum neuen Präsident gewählt. Eines seiner Hauptanliegen: Die Stärkung der Mitgliederrechte. So zumindest wurde dies im „Wahlkampf“ vor der Versammlung beinahe mantraartig und zu jedem möglichen Zeitpunkt erwähnt.
Dass der Verein bei der selben Versammlung Satzungsänderungen zur Abstimmung stellte, die Mitgliederrechte einschränken sollten, passte selbstverständlich so gar nicht in das ständig präsentierte Bild. Verkauft wurden diese als Wahlkampfversprechen von Dietrich – als Teil seiner Strategie zur Stärkung der Mitgliederrechte. Und dies obwohl das sogenannte „Demokratisierungspaket“ u.a. Geldstrafen für Mitglieder, Verschwiegenheit des Vorstands gegenübe Mitgliedern und der Mitgliederversammlung, die Streichung des Rechts für Mitglieder auf der MV Anträge einzureichen sowie die Aufnahme des Aktiengesetzes in die Satzung – trotz der Rechtsform „eingetragener Verein“ – beinhaltete. Eine Tatsache, die bis heute unzählige Fragen aufwirft.
Trotzdem erkannten auch die Kritiker Dietrichs an, dass eben dieser demokratisch gewählt wurde. Eine weitere Spaltung des Vereins wurde dadurch im Nachgang durch die entsprechende Einordung der Thematik unterbunden. Gleichwohl blieb spätestens seit der letzten Mitgliederversammlung das Gefühl, dass sich der Verein bzw. dessen Führung für kaum etwas zu schade ist, wenn es um die Durchsetzung der eigenen Ziele geht. Eine Entwicklung, die jeder Weiß-Rote in einem ruhigen Moment einmal Revue passieren lassen sollte.
Und gleichzeitig wollen wir an dieser Stelle die Frage in den Raum werfen, in welcher Form das Verhalten der Verantwortlichen in den letzten 12 Monaten für Vertrauen innerhalb der Mitgliedschaft hat sorgen können? Ebenso appellieren wir daran, sich vom sportlichen Aufstieg des Vereins in dieser Frage nicht beeinflussen zu lassen, sondern wirklich zu versuchen, das große Ganze rund um den VfB zu erfassen und sich in diesem Moment auch möglicherweise unangenehmen Fragen zu stellen.
An dieser Stelle verweisen wir auf unsere entsprechende Einordnung der sportlichen Thematik, die wir jedem nochmals ans Herz legen wollen. (Wenn du mich fragst, wer Meister wird)
Eine Überhöhung des Aufstiegs hilft niemandem – weder in der Debatte um die Ausgliederung noch in anderen Zusammenhängen!
Doch zurück zum Ablauf der vergangenen Monate. Während die Mannschaft sich sportlich an der Ligaspitze festsetzen konnte, sollte unter Dietrich wieder Schwung in das Thema Ausgliederung kommen. Gleichzeitig wurde quasi im Vorbeigehen Abstand vom Prozess der „Vereinsentwicklung“ genommen. Ohne dies zu kommentieren, verschwanden die entsprechenden Seiten von der Homepage des Vereins. Alle Vorschläge, Ideen und Empfehlungen, die die Mitglieder erarbeitet hatten, wurden damit schlicht und ergreifend getilgt. Die Zeit und Energie, die über Monate investiert wurden, wurden damit plötzlich als vollkommen unwichtig abgetan. Ein aus unserer Sicht äußerst unsensibler Schritt. Zeigte man damit doch deutlich auf, was man von den Vorschlägen aus der Mitgliedschaft hielt. Und das zudem vollkommen losgelöst von der Frage, ob dieser Input von Befürwortern oder Kritikern der Ausgliederungspläne gekommen war. Eine offene Begründung dieses Schrittes blieb aus. Vielmehr verstärkte sich der Eindruck, dass nichts mehr sein sollte, wie es war und dass Wolfgang Dietrich einen vollkommen neuen, einseitigen Weg einschlagen würde.
Der Kurswechsel, den der aktuelle Vorstand hier und in der Folge vollzog, war extrem. Wurde unter der Führung von Bernd Wahler und Co. zumindest versucht, die Mitgliedschaft mit ins Boot zu nehmen und über die „Vereinsentwicklung“ bzw. die Ausgliederung zu diskutieren, war die Kommunikation bzw. Information nun über einen langen Zeitraum beinahe gleich Null. Der Vorstand werkelte hinter verschlossenen Türen an seinen Plänen. Eine Einbindung der Mitgliedschaft wurde konsequent unterbunden. Es bleibt heute festzustellen, dass die nun zur Abstimmung stehenden Pläne kaum bis keine Verbindung mehr zu dem haben, was im Oktober 2015 gemeinsam mit allen Mitgliedern auf den Weg gebracht wurde. Ein Aspekt, der für jedes Mitglied, das sich aktiv in das Geschehen eingebracht hatte, nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Anfang April 2017 ging der VfB dann mit einer neuen Internetseite und dem Slogan „Ja zum Erfolg“ an die Öffentlichkeit. Von einer wirklichen Information der Mitglieder zu diesem Zeitpunkt zu sprechen, wäre schlicht übertrieben. Mehr als das, was über diverse Kanäle eh schon bekannt war, konnte kaum ausgemacht werden. Damit verpasste man auch hier wieder die Chance, sich einer offenen Diskussion zu stellen bzw. diese überhaupt zu ermöglichen. Ob dies Kalkül war, kann freilich nicht belegt werden. Wünschenswert und im Sinne der Sache wäre es fraglos gewesen, sich einer offenen Diskussion frühzeitig zu stellen. Diese Diskussion dann in die Zeit zu legen, in der für alle Mitglieder und Fans der sehr aufreibende Aufstiegskampf im Vordergrund stand, war ein cleverer Schritt der Verantwortlichen, war so die Fokussierung der Debatte doch zu größten Teilen allein auf den sportlichen Verlauf ausgerichtet. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Fragwürdig bleibt die ganze Sache für uns definitiv. In der entscheidenden Phase der Saison vereinsintern Unruhe zu schüren, hätte im schlechtesten Fall den Aufstieg tatsächlich gefährden können. Auch das sollte bei aller Freude über den erfolgreichen Aufstieg nicht vergessen werden. Des Weiteren versuchte der Verein, mit diversen „Fake/Fakt“–Grafiken auf aus seiner Sicht falsche Aussagen der Kritiker der Ausgliederung einzugehen. An dieser Stelle verweisen wir auf eine sehr schlüssige Auseinandersetzung mit diesem Thema auf dem VfB-Blog. Wie viel Wahres an den Grafiken des VfB am Ende bleibt, darüber sollte sich jeder sein eigenes Bild machen. Eine ausgewogene Art seine Mitglieder zu informieren, sieht aus unserer Sicht in jedem Fall anders aus.
Zusammenfassend können wir in dem gesamten Vorgehen des Vorstandes sehr wenige bis keine Maßnahmen erkennen, die die Chancen bieten sollten, neues Vertrauen in die Verantwortlichen aufzubauen – zumal diese in der letzten Saison in ihren Funktionen teilweise gehörigen Anteil am Absturz des VfB hatten und noch vor wenigen Monaten die Rechte der Mitglieder klar beschneiden wollten. Und auch hier appellieren wir daran, sich dies in aller Ruhe vor dem kommenden Donnerstag durch den Kopf gehen zu lassen. Oder als Frage ausgedrückt: Aufstieg ja, wirkliches Vertrauen auch? Zudem hat der Verein es leider verpasst, ein Bindeglied zwischen Kritikern und Befürwortern herzustellen. Warum die Vereinsführung und insbesondere der Präsident bis heute ihrer wichtigen Position in dieser Thematik nicht ansatzweise gerecht werden, wirft von Tag zu Tag mehr Fragen auf. Auch hier stellt sich uns die Frage, ob dieses Vorgehen am Ende tatsächlich Taktik ist? Glaubt man so, sich für eine Seite möglicherweise interessanter zu machen? In jedem Fall bot und bietet man mit der aktuellen Informationspolitik die Möglichkeit, dass diese beiden Seiten gegeneinander aufgewiegelt und die Mitglieder so unversöhnlich gespalten werden. Eine Spaltung, die in jedem Fall und losgelöst von der Entscheidung am 01.06. verhindert werden muss.
Wenn der Verein hier nicht aktiv wird und dieser Entwicklung auch weiterhin nicht entgegenwirkt, dann muss und wird es an uns Fans und Mitgliedern liegen, das demokratische Ergebnis, egal wie dieses am Ende aussehen wird, zu akzeptieren und das Notwendige dafür zu tun, um auch nach dem 01.06. weiterhin offen und ehrlich miteinander umgehen zu können. Dafür ist jeder Einzelne selbst verantwortlich. Und gleichzeitig ist eben auch jeder Einzelne gefragt, sich hierfür mit aller Energie einzusetzen.
Zu Beginn des Monats gab der VfB obendrein bekannt, dass jeder Teilnehmer der Mitgliederversammlung ein Trikot erhalten wird. Im ersten Moment nichts Verwerfliches. Doch gleichzeitig stellt sich die Frage, warum sich der Verein dazu entschließt, einen demokratischen Prozess mit einem materiellen Geschenk für die Teilnahme zu konterkarieren. Hier nur ein kleiner Einwurf: Wie wäre die Reaktion, wenn in der Landes- oder auch Lokalpolitik die Teilnahme an einer Wahl durch eine Partei oder Organisation in der Wahlkabine mit einem Geschenk honoriert werden würde? Welche Reaktionen würde dies bei jedem Einzelnen hervor rufen? Welche Worte würden hierzu durch die Medien gehen? In jedem Fall bleibt ein fader Beigeschmack. Der Vorstand ließ in den vergangenen Tagen auf die Kritik an dem Trikot-Geschenk verlauten, man wolle sich mit dem Trikot für die tolle Unterstützung in der vergangenen Saison bedanken. Sicherlich, das kann und darf der Verein tun. Natürlich hat er das Recht, seinen Fans und Mitgliedern etwas Gutes zu tun. Doch wäre dies nicht auch anders möglich gewesen? Ein kleines Beispiel: Wäre es nicht ebenso Dank genug gewesen, die treuen Fans und Mitglieder nach dem letzten Heimspiel für das Aufstiegsshirt keine 20€ bezahlen zu lassen? Hätte man sich bei diesen bedanken wollen, wäre dies nicht auch mit einem angemessenen Preis oder eben einer kostenlosen Variante dieses Shirts möglich gewesen? So bleibt zumindest bei uns der Eindruck, dass man mit dem Trikot-Geschenk einfach versucht, genug Leute am 01.06. nach Stuttgart zu holen. Ob dies der Wichtigkeit der Sache angemessen ist? Wir sagen: Nein! Und gleichzeitig wollen wir wieder appellieren: Macht euch nicht wegen des Trikots auf den Weg nach Stuttgart! Macht euch auf den Weg, weil ihr eure Stimme zur Entscheidung abgeben wollt.
Daher unterstützen wir in vollem Umfang den Aufruf des Fanausschusses, die Trikots an soziale Einrichtungen unserer Stadt und der Umgebung zu spenden. Die Empfänger werden es jedem Einzelnen VfBler sicherlich danken! Auch wenn es uns natürlich freut, dass ehemalige Spieler des VfB Stuttgart sich auch noch nach einem Vereinswechsel für den Verein mit dem roten Brustring interessieren, so scheint dies in der Ausgliederungsdebatte vor allem Werbezwecken zu dienen. Gerade im Bezug auf Herrn Khedira sehen wir die Chancen als recht gering an, dass dieser am 01.06.2017 das Stadion betritt und seine Stimme abgibt. Zum Einen natürlich verständlich aufgrund seiner Teilnahme am Finale der Champions League zwei Tage später, zum Anderen weil er diesen Termin vermutlich gar nicht auf dem „Zettel“ gehabt hätte. Zumindest in den letzten Jahren konnten wir ihn auf keiner MV ausmachen. Es fehlt uns daher etwas das Verständnis, mit Meinungen von Personen für eine Stimmabgabe Pro Ausgliederung zu werben, die bisher öffentlich der Thematik nicht sonderlich viel bzw. keine Beachtung geschenkt hatten. Über die Hintergründe zu spekulieren, wäre der Sache unangemessen. Daher werden wir uns dem auch nicht hingeben. Interessant und im Endeffekt nur fair wäre es von Vereinsseite aber in jedem Fall gewesen, im gleichen Zug auch kritische Stimmen zuzulassen. Ob diese aber überhaupt gewünscht gewesen wären?
Kommen wir zu den wenigen wirklichen Fakten. Daimler bietet knapp 45 Millionen Euro für Anteile am VfB. Ob dies gerechtfertigt ist, können wir nicht beurteilen. Weiterhelfen kann dieses Geld dem VfB durchaus, doch die Betonung liegt eben auf kann. Ja, die Chance besteht, dass sich der VfB mit diesem Geld sportlich besser aufstellt. Das ist ein Fakt, den wir, bei aller Kritik, nicht von der Hand weisen wollen. Warum? Weil es schlicht die Wahrheit ist. Und auch wir sind uns nicht zu schade, dies anzuerkennen.
Es gilt im gleichen Atemzug allerdings auch zu betonen, dass die Ausgliederung eben nicht automatisch Erfolg bringt. Es kann ihn wahrscheinlicher machen, aber keinesfalls zu 100 Prozent sicher. Dies sollte und darf bei aller Hoffnung, die manche in die mögliche Ausgliederung stecken, nicht verschwiegen werden. Eine Haltung, die wir unter Präsident Wahler immer eingefordert haben und fraglos auch von Dietrich und Co. dringendst erwarten!
Aussagen der Verantwortlichen, der Verein sei bei einer Ablehnung der Ausgliederung nicht mehr konkurrenzfähig, sind schlicht nicht zu belegen. Ein Blick in die erste Liga zeigt auch nach dieser Saison, dass Geld Tore schießen kann. Beispielhaft an Leipzig festzumachen. Doch ebenso zeigt sich auch, dass Vereine, die den Weg einer Ausgliederung gegangen sind, bei allem Geld nicht davor gefeit sind, weiterhin in den hintersten Regionen der Tabelle die Saison zu beenden, in die Relegation zu müssen oder im schlechtesten Fall sogar abzusteigen. Ja, die nächste Saison kann erfolgreich werden. Ja, die Ausgliederung könnte einen sportlichen Aufschwung erleichtern. Aber die nächste Runde kann auch nach Verbleib im e.V. so laufen, wie sie der SC Freiburg abliefern konnte.
Fakt ist, dass dies Stand heute niemand weiß. Jedes Mitglied muss darauf vertrauen, dass die sportlich Verantwortlichen in jedem Fall das Beste aus den Gegebenheiten machen.
In keinem Fall darf aus unserer Sicht jedoch die Aussage der fehlenden Konkurrenzfähigkeit die Grundlage für ein Ja zur Ausgliederung sein. Wie geschrieben, dieser Zusammenhang ist schlicht nicht zu belegen. Ein Blick in die viel zitierte Glaskugel wäre nicht mehr wert.
Vielmehr rufen wir erneut den Verein auf, dieses Vorgehen zu beenden. Dies schafft schlicht ein Gefühl der Angst. Angst, dem Verein bei einer Ablehnung tatsächlich zu schaden. Dass dies keinesfalls zu belegen ist, sollte bei einem fairen Umgang endlich kommuniziert werden. Es fehlt allerdings die Hoffnung, dass der Verein tatsächlich erkennt, was er mit diesem Vorgehen auslöst. Oder anders ausgedrückt: Ist dieses Vorgehen möglicherweise Teil der Strategie und man sieht dies als Element der Kommunikation zur Ausgliederung?
Ein mögliches Nein ist weder ein Nein zum Erfolg, noch ein Nein zum VfB Stuttgart! Ein Nein zur Ausgliederung macht niemanden zum Gegner des VfB! Fakt ist, der Verein verliert bei einer ausbleibenden Ausgliederung weder Kompetenzen noch Zukunftsperspektiven. Dieser Fakt ist ebenso anzuerkennen, wie derjenige, dass die 45 Millionen Euro, die im Raum stehen, dem Verein unter Umständen helfen können!
Wer sich durch das Vorgehen des Vereins nicht mitgenommen fühlt, wer innerhalb von acht Monaten zur neuen Vereinsführung kein ausreichendes Vertrauen aufbauen konnte, wer nicht glaubt, dass diese 45 Millionen die Summe sind, die die Verantwortlichen brauchen, um endlich erfolgreich zu wirtschaften oder wer sich durch diverse Aussagen und Handlungen der Verantwortlichen nicht dazu entscheiden kann, mit Ja zu stimmen, ist kein Gegner des VfB Stuttgart! Nein, diese Mitglieder sind keinesfalls „Zukunftsverweigerer“ oder „ewig gestrige Traditionalisten“. Sondern schlicht Anhänger des VfB, die die Kampagne für die Ausgliederung nicht zu überzeugen weiß. Nicht mehr, nicht weniger! Die Entscheidung am 01.06. kann richtungsweisend sein. Aber bei einer der wohl wichtigsten Entscheidungen in der Geschichte des VfB muss aus unserer Sicht Jeder wirklich vollkommen überzeugt sein, um sein „Kreuz“ an der für ihn richtigen Stelle zu setzen.
Ist er das nicht, dann muss und wird jede andere Entscheidung zu akzeptieren sein.
Unsere Haltung zu den Plänen des VfB ist bekannt. Wir können nicht aufrichtig sagen, dass eine Saison in der zweiten Liga ausreicht, um den handelnden Personen die einmalige Chance zu bieten, diesen Geldbetrag zur Verfügung gestellt zu bekommen. Ja, es macht keinen Sinn, ständig auf die Verfehlungen der Vergangenheit hinzuweisen. Aber gleichzeitig muss akzeptiert werden, dass es Mitglieder gibt, denen dieser kurze sportliche Aufschwung in einer schwachen zweiten Spielklasse nicht genug Zeit gegeben hat, um das nötige Vertrauen aufzubauen.
Wir können auch nicht sagen, dass wir das Vorgehen rund um die Vorbereitung der Ausgliederung in irgendeiner Form befürworten. Es gab und gibt schlicht zu Vieles, was wir kritisieren. Und nicht, damit typisch schwäbisch „gemotzt“ ist, nein, weil die Erfahrungen der vergangenen Jahre gezeigt haben, dass die Mitgliedschaft immer kritisch und wachsam bleiben muss.
Und nein, wir können auch nicht sagen, dass eine Reduzierung der Rechte der Mitgliedschaft für uns akzeptabel wäre, nur um dafür finanzielle Mittel zu generieren. Auch hier hat uns die Erfahrung nicht vergessen lassen, welcher große Vorteil es immer war, dass wir Mitglieder mit diesen Rechten aber gleichzeitig auch Verpflichtungen sorgsam umgegangen sind. Und trotzdem werden wir jede demokratische Entscheidung anerkennen. Doch ebenso wollen wir den Kritikern Mut zusprechen: Es gibt keine falsche und keine richtige Meinung zu dieser Thematik. Jede Ansicht gilt es zu akzeptieren. Auf der Versammlung am 01.06. und auch danach. Kein Mitglied ist schlechter, weil es mit Nein stimmt, kein Mitglied besser, wenn es auf die Ja-Taste drückt. Wenn wir das alle verstehen, dann werden wir auch nach der Entscheidung weiterhin offen und ehrlich miteinander umgehen können.
Man kann und wird geteilter Meinung sein, ob der Zeitpunkt für die Ausgliederung der richtige ist, wie viel die gehandelte Summe im Hinblick auf die Ausschüttung des neuen Fernsehvertrages im Vergleich zu den restlichen Bewerbern wirklich bewegen kann oder ob die gewählte Rechtsform die Beste ist und ob es eine Ausgliederung des VfB Stuttgart wirklich braucht. Am 01.06. muss jedes Mitglied für sich selbst abwägen, welchen Weg es für den Besseren hält, wie es Chancen und Risiken bewertet und ob es den handelnden Personen ausreichendes Vertrauen entgegen bringen kann.
Lasst uns bis zum 01.06. und auf der MV eine sachliche Debatte führen und ein respektvolles Miteinander pflegen! Es geht um Vieles. Aber egal wie die Entscheidung ausfallen wird: Der VfB Stuttgart wird auch am 02.06.2017 leben! Er wird polarisieren. Er wird uns Fans und Mitglieder fordern und anstrengen. Er wird uns leiden und jubeln lassen. Und er wird in keinem Fall untergehen! Auch bei einem Verbleib im e.V.!
Alle zur Mitgliederversammlung am 01.06.2017!